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2019-06 – Nein sagen

Einfach auch mal „Nein“ sagen?!

Bei Kindern kann es einem ziemlich auf die Nerven gehen, ständig hört man: „nein“. Das ist völlig normal im so genannten Trotzalter von 2-4 Jahren. Kinder lernen so, Grenzen zu finden und auch Grenzen zu setzen.

Aber wie ist das bei Ihnen selbst? Fällt es Ihnen schwer, jemandem eine Bitte abzuschlagen? Auch einmal „nein“ zu sagen? Möchten Sie sich mit jedem Menschen  gut verstehen? Halten Sie es schlecht aus, wenn jemand mal ärgerlich auf Sie ist?

Oft ist die Situation doch so: Sie werden um einen Gefallen gefragt und spüren innerlich ein „nein“. Und schon damit fühlen Sie sich unwohl. Eine Strategie, aus dieser unguten Lage herauszukommen, ist ein (vor)schnelles „Ja“. Damit ist kurzfristig die unangenehme Situation erst einmal beendet.

Ganz besonders häufig übernehmen wir in diesen Situationen eine Aufgabe: jemand beginnt mit einem Lob („das kannst Du doch so gut“), jemand vertraut auf die Gewohnheit („Sie erledigen doch immer …“) oder jemand behauptet von sich selbst, daß er oder sie etwas nicht kann.

Sind Sie vielleicht diejenige, die im Verein immer den Kuchen backt? Oder geben Sie am Arbeitsplatz schnell nach, wenn es darum geht, Mehrarbeit zu verteilen? Nehmen Sie dafür vielleicht auch private Unannehmlichkeiten in Kauf oder ändern Ihre Pläne?

Hinterher ärgern Sie sich vielleicht, denn Sie haben schon  genug andere Verpflichtungen zu erledigen. Es geht darum, Kräfte einzuteilen, Prioritäten zu setzen und sich selbst auch wichtig zu nehmen. „Wer nicht sein eigenes Beet pflegt, der erntet nichts. Wer nichts erntet, kann auch nichts abgeben.“ Einmal haben Sie z.B. Zeit für jemand anderen, ein anderes Mal nicht.

Es ist gesund und wohltuend, auch auf die eigenen Interessen und Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen. Es ist wichtig für Sie UND die anderen. Ärger auf sich selbst beschwert und macht schlechte Gefühle. Die dann wiederum oft an anderen ausgelebt werden. Fürsorge sich selbst gegenüber bedeutet nicht, egoistisch zu werden. Aber vielleicht möchten Sie einen „gesunden Egoismus“ entwickeln.

Das geht, aber nur langsam, und es braucht Energie. Menschen regieren aus Gewohnheit und automatisch. Sie tun immer wieder das Gleiche, auch wenn das nicht unbedingt angenehme Folgen hat. Die Wissenschaft hat festgestellt, dass wir mit veränderten Verhaltensweisen neue Gehirnstrukturen aufbauen. Wie Sie beim Sport Muskeln aufbauen, müssen Sie auch Ihr Gehirn regelmäßig trainieren, damit neues Verhalten zur Gewohnheit wird. Und Ihnen leichter fällt.

Wollen Sie dieses Experiment einmal wagen?

Tipps:

  • Bleiben Sie in jedem Fall möglichst freundlich in Ihrem Tonfall.
  • Wenn es um eine kleinen Gefallen geht, antworten Sie mit einem freundlichen, aber klaren „ich helfe Dir sonst gerne, aber leider schaffe ich das (heute, in dieser Woche, bis morgen früh) nicht, ich habe gerade zu viel zu tun“ oder mit einer anderen Erklärung.
  • Begründen Sie möglichst kurz und knapp Ihre Entscheidung („weil ich …“, „damit ich …), das erleichtert Ihrem Gegenüber, sie anzunehmen.
  • Oder antworten Sie nicht sofort, wenn Sie jemand um etwas bittet. Verzögern Sie die Entscheidung. „Ich überlege es mir und gebe Dir Bescheid“ ist eine Möglichkeit. Dann entscheiden Sie in Ruhe, wie Sie diesmal antworten wollen. Anschließend wählen Sie den Zeitpunkt und wie Sie Ihre Entscheidung überbringen wollen (Telefonat, EMail, whatsapp). Und zwar so, dass es Ihnen leicht fällt, auch eine negative Entscheidung zu äußern.
  • Auch „kannst Du mal rasch … „ oder „machst Du mal eben bitte …“ in Familie oder Beruf gehören in diese Kategorie. Stopp! Bitten Sie um eine kurze Bedenkzeit und antworten Sie erst nach Ihrer Überlegung.
  • Zum Schluß: Achten Sie bewusst einmal darauf, wie „schlimm“ eine ablehnende Antwort wirklich ist. Meist ist die Reaktion der anderen gar nicht böse.