Wir Menschen sind soziale Wesen. Das bedeutet, dass wir als so genannte Nesthocker nicht nur als Babys zum Überleben andere Menschen brauchen, sondern dass wir meistens gerne mit anderen zusammen sind. Ob das unsere eigene Groß- oder Kleinfamilie ist, ob es Freunde oder Bekannte sind, ob es vielleicht Nachbarn, Kollegen, Vereinskameraden sind.
Wenn es uns nicht gut geht, verhalten wir uns ganz anders. Dann vernachlässigen wir immer mehr unser soziales Umfeld. Durch andere Menschen fühlen wir uns regelrecht gestört. Wir reagieren gereizt, wenn jemand uns anspricht. Oder verärgert und abweisend, wenn jemand etwas von uns wissen oder haben will.
Und manchmal ziehen wir uns sogar zurück: Wir treffen keine Freunde mehr oder nicht mehr so oft und gern wie früher. Wir gehen nicht mehr zu unserem Verein. Ja manchmal leiden sogar die regelmäßigen Mahlzeiten und andere ‚Treffen’ mit unserer Familie darunter. Rückzug ist ein bekanntes Verhalten im Stress.
Dabei haben wir gerade in Belastungen den Kontakt, die Unterstützung, den Austausch mit anderen umso nötiger. Andere Menschen geben uns nämlich gerade dann Kraft, Stress besser auszuhalten. Und gute Kontakte zu anderen schützen uns auch davor, Belastungen überhaupt als solche zu erleben.
Wer kennt das nicht: manchmal tut es schon einfach gut, jemand Vertrautem von einem Problem zu erzählen. ‚Geteiltes Leid ist halbes Leid’ ist bekannt. Wir bekommen Anerkennung, Lob, Anregungen zur Lösungsfindung, Bestätigung. Oder es ist auch einmal eine kritische Nachfrage, die uns im freundschaftlichen Gespräch weiterbringt.
Was können wir für ein gutes und wohltuendes soziales Netzwerk tun?
Tipp 1: Der erste Schritt ist sicherlich der zu prüfen, wie es denn mit unseren Kontakten zu Mitmenschen aussieht. Umgeben wir uns mit Menschen, die uns gut tun? Gibt es da stabile Freundschaften? Wie ist der Kontakt zu älteren oder auch neueren Bekannten?
Malen Sie Ihr Netzwerk auf: auf ein Blatt in der Mitte einen Kreis mit ‚ich’ oder Ihrem Namen und drum herum die Menschen, mit denen Sie zu tun haben. Je nach Häufigkeit des Kontaktes näher oder weiter weg vom Kreis mit Ihrem Namen.
Wie sieht Ihr Bild aus? Sind Sie zufrieden mit den Menschen um Sie herum? Ist das Bild so ausgeglichen, dass Ihre Bedürfnisse nach Kontakt zu anderen befriedigt werden?
Tipp 2 : Wie gut tun Ihnen die Menschen um Sie herum? Gibt es da vielleicht auch Menschen, mit denen Sie viel zu tun haben, die Ihnen aber gar nicht gut tun? Zum Beispiel so genannte Telefonvampire, die Sie am Telefon bedrängen und Ihnen ihre Seele ausschütten. Aber immer nur einseitig. Und nach einem solchen Gespräch sind Sie dann ganz erledigt. Versuchen Sie, solchen Mitmenschen einfach immer mehr aus dem Weg zu gehen. Oder ihnen Grenzen zu setzen, indem Sie telefonische oder direkte Kontakte zeitlich begrenzen. So, dass es Ihnen damit besser geht.
Tipp 3: Über prüfen Sie die andere Seite: gibt es vielleicht Menschen, denen Sie sich nahe fühlen, mit denen Sie sich früher einmal sehr wohl zusammen fühlten, die Sie aber gar nicht mehr so häufig sehen oder sprechen? Frühere Nachbarn, ein alter Schulkamerad, eine Kollege aus einem anderen Unternehmen.
Pflegen Sie in einer solchen Situation ganz bewusst diesen etwas verschütteten Kontakt. Vielleicht rufen Sie einmal an, vielleicht schreiben Sie mal eine Karte oder vielleicht laden Sie eine solche Person ganz einfach mal auf ein Glas Wein oder zum Essen ein.
Kontakte pflegen bedeutet auch immer Einsatz, Aktiv werden, ist vielleicht sogar manchmal etwas anstrengend.
Tipp 4: Und auch wenn es ganz selbstverständlich klingt: wir müssen die anderen auch wissen lassen, dass es uns nicht so gut geht, dass wir ihre Hilfe brauchen. Mobilisieren Sie dann auch Ihr Netzwerk, und bitten Sie aktiv um Unterstützung.